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1462 • Kosmos und Bewußtsein - Umriß der Ideengeschichte

W. Leidhold;2. St. Mi, 17.45-19.30 in HS 172; (Achtung Änderung!) Beginn: 14.10.2009 (1. Semesterwoche)

Informations Générales

Cursus
1462 • Kosmos und Bewußtsein — Umriß der Ideengeschichte

Vorlesung WS 2009/10 – Prof. Dr. Wolfgang Leidhold

Die Vorlesung erörtert in historisch-systematischem Umriß die wichtigsten Stationen der Ideengeschichte.

Darin werden vor allem jene Ideen behandelt, die grundlegend und paradigmatisch das bewußte Verhältnis des Menschen zu seinem umfassenden Horizont, dem „Kosmos“, bestimmt haben. Kosmos meint dabei jenes geordnete Ganze, von dem der Mensch sich als integraler Teil erfährt, an dem er also mit Bewußtsein partizipiert. Der Kosmos umfaßt damit sowohl die Gesamtordnung in Raum und Zeit, die sakralen wie die profanen, die natürlichen wie die vom Menschen gestalteten Realitätsbereiche. Grundlegende Ideen betreffen das partizipative Bewußtsein vom Kosmos. Paradigmatisch sind sie dann, wenn sie über ihren Entstehungszusammenhang hinaus zu kollektiven Leitideen werden.

In der Vorlesung wird der Versuch unternommen, den Bogen von der Altsteinzeit bis in die Gegenwart zu spannen, um schließlich — als Fazit der Untersuchung — die aktuellen Aufgaben einer intellektuellen Auseinandersetzung mit der Ideengeschichte zu bestimmen. Es geht dabei keineswegs um eine vollständige Bestandsaufnahme der Ideengeschichte, etwa nach dem Vorbild von Eric Voegelins „Order and History“ oder von Arnold Toynbees zwölfbändiger „Study of History“. Vielmehr sollen die wichtigsten Stationen im Auf und Ab des menschlichen Geistes umrißhaft durchgearbeitet werden.

Der Vorlesung liegt ein neues Verständnis von Geschichte zugrunde. Denn die Geschichte der Ideen ist zwar umfassend, jedoch ist sie weder eine „Weltgeschichte“, da der Ideen-Horizont immer nur Teile der Menschheit erfaßt, noch ist sie ein Prozeß, den ein kontinuierlicher Aufstieg („Fortschritt“, „Evolution“) auszeichnet. Vielmehr wechseln Phasen des Aufbruchs und der Wende einander ab mit Phasen des Verfalls, in denen das Errungene entweder schlicht verloren geht (z.B. Völkerwanderung) oder deformiert wird (z.B. als Aberglaube, Dogma, Ideologie). Auch erscheinen diese Prozesse nicht aller Orten gleichzeitig, sondern vielmehr disparat. Die Grundform der Geschichte ist der Mäander und seine Form wird durch die beständige Spannung von Aufbruch und Verfall bestimmt.

Während besonders in Krisenzeiten die Kritik des Verfalls immer wieder auftaucht, erscheint ein Bewußtsein von der eigentümlichen Form der Geschichte als Wechsel zwischen Aufbruch und Verfall erstmals mit der Renaissance. Darin kommt ihr eine Schlüsselrolle zu, ebenso wie der Moderne. Denn erst die Expansion des modernen Kapitalismus hat, angetrieben vom grenzenlosen monetären Machthunger, das alte Projekt einer wirklich umfassenden „Weltgeschichte“ Wirklichkeit werden lassen. Da jedoch der Aufbruch der Renaissance unvollendet und die kapitalistische Globalisierung geistlos bleibt, ist eine Wiedergewinnung der paradigmatischen Ideen die aktuelle Aufgabe.

Sinn und Zweck jeder Ideengeschichte ist somit die intellektuelle Anstrengung wider den Verfall durch Vergessen und Deformation.


14.10.: Begriffe und Prinzipien der Untersuchung
21.10.: Der paläolithische Aufbruch des Expressiven
28.10.: Kontinuum und Metamorphose in Schrift und Mythos
04.11.: Zarathustra und Laozi: die noëtische Wende
11.11.: Sokrates und die Upanishads: die offene Vernunft
18.11.: Solon und Platon: die anthropozentrische Ordnung der Polis
25.11.: Jesus: die Liebe zu Gott und zum Nächsten
02.12.: Prozesse der Deformation (I)
09.12.: Prozesse der Deformation (I) Fortsetzung
16.12.: Renaissance: Bewußtsein der Deformation
13.01.: Die Wiederentdeckung des Politischen: Partizipation und Freiheit
20.01.: Prozesse der Deformation (II)
27.01.: Prozesse der Deformation (II) Fortsetzung
03.02.: Die unvollendete Renaissance: Aufgabe der Gegenwart



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Veranstaltungsdaten

Dozent/in
W. Leidhold
Termin
Mi, 17.45-19.30
Ort
HS 172 (Herbert-Lewin-Straße 2, IBW-Gebäude)

Description

W. Leidhold;2. St. Mi, 17.45-19.30 in HS 172; (Achtung Änderung!) Beginn: 14.10.2009 (1. Semesterwoche)

Général

Langue
Allemand
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Jusqu'à : 30. déc. 2010, 12:00

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